Das
individuelle Erscheinungsbild eines jeden Menschen - unsere unbewusst eingenommene
Körperhaltung - ist das Resultat von Umwelt-einflüssen, die auf den
Körper prägend wirken. Persönliche Erfahrungen, familiäre
Einflüsse, die Art und Weise wie wir unseren Körper täglich gebrauchen, sei es in der Schule oder im Beruf, unsere Kleidung, Verbote und Gebote, kulturelle Einflüsse (z.B.: Vorbilder, Schönheitsideale), aber auch Verletzungen auf körperlicher und seelischer Ebene spiegeln sich in unserem Körper wieder.
Auf
den chronisch einwirkenden Stress reagieren die Muskel- und Bindegewebsbereiche
mit Verkürzungen, schmerzhaften Verhärtungen und mit eingeschränkter
Beweglichkeit. Im Gewebe entstehen ungleiche Spannungsmuster, welche in Folge
durch andere Körpersegmente kompensiert werden, um die Statik wieder auszugleichen.
Ist der Körper erst einmal aus dem Gleichgewicht, dann braucht er ständig
einen höheren Kraftaufwand um sich zu bewegen und um sich aufrecht zu halten.
Einfache tägliche Aktivitäten lassen ihn schneller ermüden.Ida Rolf
Die Begründerin des Rolfing, die US-amerikanische Biochemikerin und Physiologin, Dr. Ida P. Rolf (1896-1979) fand in jahrelanger Arbeit heraus, dass es für jeden Menschen eine ideale Struktur gibt, die ihm eine mühelose Aufrichtung und freie Bewegung erlaubt, und dass sich die Körperstruktur verändern lässt. Ida Rolf erkannte auch die überragende Bedeutung der Schwerkraft für die Struktur des Menschen:
"Der
eine mag seinen verlorenen Kampf mit der Schwerkraft als scharfen Schmerz im
Rücken empfinden, ein anderer als die wenig schmeichelhafte Kontur seines
Körpers, wieder ein anderer als ständige Müdigkeit und Stress
und noch jemand als ständig bedrohliche Umwelt. Jene, die über 40
sind, mögen es Alter nennen - all diese Signale können aber auch auf
ein einzelnes, bzw. einziges Problem hinweisen: Der Körper ist aus der
Balance geraten. Er ist im Kriegszustand mit der Schwerkraft."Schwerkraft
Im Idealfall wirkt
die Schwerkraft gleichmäßig auf unseren Körper. Die einzelnen
Körpersegmente stützen einander und es wird keine zusätzliche
Muskelkraft benötigt um uns aufrecht zu halten. Das folgende Schema gibt
eine Vorstellung davon, was Gleichgewicht bedeutet. Auch wenn es sich lediglich
um eine theoretisch senkrechte Linie handelt, die die fünf entscheidenden
Punkte (Knöchel, Knie, Hüftgelenk, Schulter und Ohr) miteinander verbindet:
Gleichgewicht und vertikaler Auftrieb entstehen erst dann, wenn das muskuläre
Fasziensystem in der Lage ist, für ausgewogene Verhältnisse zu sorgen.Es geht dabei auch immer um eine Grundüberlegung, die Ida Rolf schon sehr früh angesprochen hat: Weil wir nicht mehr auf vier Beinen, wie unsere Vorfahren, sondern auf zwei Beinen stehen und gehen, ist die Beziehung zur Schwerkraft komplizierter und auch wichtiger geworden.
Faszien
Ansatzpunkt des Rolfing ist das Bindegewebsnetz des Körpers. Es umgibt, wie ein dreidimensionales Netzwerk, alle Muskeln, Knochen, Nerven und Organe. Anders als die Muskeln, lässt sich das muskuläre Bindegewebe (Faszien) durch sensitiven und wohl dosierten Druck formen.
Eine dauerhafte Veränderung der Körperstruktur kann erreicht werden.
10er Serie
Das klassische Rolfing besteht aus einer Serie von zirka 10 Sitzungen, mit jeweils einem klar definierten Thema und Behandlungsbereich. Generell wird eine integrierte Struktur angestrebt, die Fehlbelastung von Gelenken und eine Überbelastung des Gewebes vermeidet. Häufig wird dadurch chronischen Beschwerden die Grundlage entzogen - eine erfreuliche Nebenwirkung aber nicht das eigentliche Ziel der Behandlung. Rolfing ist immer ein ganzheitlicher und individueller Prozess für die Person und nicht Therapie für gesundheitliche Probleme.
Psyche
Positive psychische Veränderungen können ebenfalls Ergebnis des körperlichen Strukturwandels sein. Ein neues Körpergefühl wirkt sich auch auf die Psyche aus. Ein aufrechter Gang kann das Selbstbewusstsein stützen. Darüber hinaus macht die Veränderung von alten (Haltungs-)Mustern Mut und Laune zu weiteren Veränderungen im Leben.
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